Die Geschichte des Schüeli


Das Schüeli wurde als Kleinschulhaus im 18. Jahrhundert erbaut und bis 1872 zu Unterrichtszwecken benutzt. Es verfügte nur über eine einzige Schulstube, in der - laut Schulstatistik von 1802 - 60 Knaben und 70 Mädchen unterrichtet wurden. Natürlich nicht alle gleichzeitig; damals kannte man noch die Halbtagsschule. Trotzdem muss in dem kleinen Schulhäuschen eine drangvolle Enge geherrscht haben.

Im April 1838 wurde das Schüeli auf Grund seiner Grösse und dem baulichen Zustand vom Bezirksschulrat als unzweckmässig und unbrauchbar bezeichnet und sollte aufgehoben werden. Am 1. November 1841 wurde ein zusätzlicher Lehrer eingestellt, dem aber kein Schulraum zur Verfügung stand. Notgedrungen zog man wieder ins Schüeli, nachdem dieses kurzfristig renoviert worden war.

Als die Schule 1872 in ein neues Gebäude verlegt worden war, wurde das Schüeli zum Armenhaus umfunktioniert. Das Häuschen mit einem Grundriss von 8,5 x 6,7 Meter unterteilte man mit einfachen Holzwänden in drei Räume. Diese wurden fortan minderbegüterten Bürgern als Behausung zugewiesen.

Lange Zeit schenkte man dem Schüeli wenig Beachtung, seit Ende der 1970er-Jahre fand es lediglich als Lagerraum Verwendung. Ensprechend trist war sein Erscheinungsbild, es war dem fortschreitenden Verfall preisgegeben.

Neue Aufmerksamkeit erhielt das Schüeli, als der Besitzer des nachbarlichen Mehrfamilienhauses beabsichtigte, das Häuschen zu kaufen, um an seiner Stelle Parkplätze zu schaffen. Die Gontenschwiler Stimmbürger lehnten das Kaufangebot ab und beschlossen, das Schüeli solle weder verkauft noch abgebrochen werden. Das nachfolgende Kreditbegehren von Fr. 90’000.- für die dringend nötige Sanierung scheiterte aber am Souverän.

So sahen sich die Behörden vor dem Dilemma: Abreissen durfte man nicht, sanieren konnte man nicht. Der Zahn der Zeit nagte indessen unaufhaltsam an dem Häuschen. Einen weiteren Winter würde es kaum überstehen. In dieser ausweglosen Situation trat die Rettung in der Person von Rosemarie Stucki auf den Plan. Als Heimweh-Gontenschwilerin erwarb sie das Schüeli, renovierte es und führte es einem neuen Verwendungszweck zu.


Im Jahr 1989 erfolgte die sorgfältige Renovation, bei der Detailformen nach Befund ergänzt und das Gebäude in seinen ursprünglichen Zustand versetzt wurde. Daher ist heute nicht nur die Bausubstanz gut erhalten, auch sein ehemaliger Verwendungszweck ist wieder ersichtlich. Zudem wurde das Schüeli der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es dient seither als Ort für die Durchführung von Feiern, Kursen, Ausstellungen und anderen geselligen und kulturellen Veranstaltungen. Es kann auch für kleinere Anlässe gemietet werden.

Gründung der Vereinigung Schüeli Gontenschwil

Nachdem es die Gemeindeversammlung Gontenschwil im Herbst 2008 knapp abgelehnt hatte, das Schüeli wieder in das Eigentum der Gemeinde zurückzuführen, suchte Frau Rosemarie Stucki als Eigentümerin einen Weg, die Verantwortung für dieses praktisch einzigartige Kulturdenkmal auf mehr Schultern zu verteilen. Eine Gruppe initiativer und interessierter Frauen und Männer aus Gontenschwil und der näheren Umgebung entschloss sich, einen Verein zu gründen und damit Frau Stucki die gewünschte Entlastung zu ermöglichen.


Am Freitag und Samstag, 23. und 24. Oktober 2009, fand vor und im Schüeli ein grosses Schüeli-Fest mit Tag der offenen Tür statt. In die Festivitäten eingebettet war der eigentliche Gründungsakt der Vereinigung Schüeli Gontenschwil am Samstagnachmittag um 16 Uhr.

Erwerb des Schüeli

An der Generalversammlung vom 1. Juni 2012 wurde der Artikel 1 der Vereinsstatuten - die käufliche Übernahme des Schüeli und die Sicherung seines weiteren Bestandes - bekräftigt. Zuvor hatte die Gemeindeversammlung Gontenschwil im November 2011 ein letztes Gesuch der Vereinigung Schüeli um einen Gemeindebeitrag für den Kauf des Schüeli knapp abgelehnt.

Mit einer breit angelegten Sponsorensuche, die bei Industrie, Gewerbe und Bevölkerung in Gontenschwil und der ganzen Region auf viele offene Türen stiess, konnten im Herbst 2012 die erforderlichen finanziellen Mittel für den Kauf des Schüeli gesichert werden. Nebst den grosszügigen Beiträgen von Sponsorenseite steuerten auch der Kanton Aargau (Swisslos-Fonds) sowie Pro Patria namhafte Beiträge zum Erwerb des Schüeli bei. An der GV vom 24. Januar 2013 wurde der Kauf  definitiv beschlossen, und am 29. Januar konnte der Kaufvertrag allseitig unterschrieben werden. Die Aargauer Zeitung titelte: “Die Zukunft des Schüeli ist gesichert, der Kauf geglückt”.

Das Schüeli gehört seither der Vereinigung Schüeli Gontenschwil. Am 25. April 2013 wurde der Kauf mit einem Fest für alle Sponsoren gefeiert (siehe AZ-Artikel). Der Aargauer Regierungsrat Alex Hürzeler richtete ein Grusswort an die Festteilnehmer und bedankte sich bei den Mitgliedern der Vereinigung für deren grossen Einsatz.

Mit den Mitteln aus Mitgliederbeiträgen und dem Ertrag der bis anhin durchgeführten Veranstaltungen konnten im Jahr 2013 zudem die dringend notwendige Dachsanierung sowie eine neue neue Aussentreppe finanziert werden.